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aus wanderleben wird wunderleben – oder früher war ich eisverkäufer

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mannometer hatte ich ein mulmiges gefühl, als wie am vergangenen donnerstag (war es donnerstag? – ja!) hier nach belgien kamen. wir hatten keine ahnung, wo wir unterkommen würden und obwohl das im vergangenen jahr eigentlich jeden tag so war (und gut war), hatte ich plötzlich ganz schön weiche knie.

angekommen sind wir nach einer wieder mal ewig langen fahrt in manderfeld in einem superschönen bed and breakfirst, wo wir bei bruno, veerle und kaj ein schönes zimmer für uns alle beziehen konnten. unsere esel stehen in trauter eintracht auf der wiese neben dem haus. gunnar und ich hatten dieses nette neue haus im mai entdeckt und waren auf gut glück hierhergefahren.

ja. und seitdem sind wir quasi pausenlos unterwegs, um nach unserem mäh zu suchen. das ist ganz schön anstrengend und manchmal auch ganz schön überraschend. gestern zum beispiel haben wir mehr oder weniger durch zufall in einem kleinen tal einen verlassenen und total verfallenen campingplatz entdeckt – unheimlich waren die vielen kaputtvandalierten caravans, aber die lage – ein traum – diese stille! – ausatmen. reines ausatmen.

überall und nirgends sprechen wir leute an, die hier leben und fragen nach höfen und erzählen von unserem anliegen. und dabei erleben wir die unterschiedlichsten typen, teilweise echt schräg und trotzdem echt nett…

ja. und uns wird immer klarer, daß unser wanderleben jetzt erstmal  zuende ist. selbst, wenn der platz zum bleiben noch nicht gefunden ist, den wir uns inzwischen ziemlich sehr ersehnen. das ist ein komisches gefühl. es fühlt sich an, wie unerledigte hausaufgaben. aber wir sind dran. auf neuem terrain.

wenn wir eines gelernt haben auf dem jakobsweg, in diesem jahr, an dessen anfang uns doch einige für verrückt erklärt hatten, dann ist es, zu darauf zu vertrauen, daß sich viele dinge finden, wenn wir die ständige planerei loslassen, daß wir vertrauen brauchen, daß uns das leben, das schicksal die möglichkeiten und chancen zuspielen, die wir brauchen.

in vorbereitung auf unser hiersein in belgien habe ich rund 30 emails an ferienwohnungen und -häuser geschrieben und um unterkunftsmöglichkeiten für die ersten zwei wochen gefragt und als antwort bekam ich lediglich fünf absagen. echt. und trotzdem haben wir es jetzt so gut getroffen. – jaja – papa – ich höre dich schon, darauf kann man sich natürlich nicht verlassen, aber man kann darauf vertrauen. und wenn es mal nicht klappt, dann muß man halt nach anderen möglichkeiten suchen.

(ich kann euch allerdings allen sagen, daß mir diese nahezu großmütterliche gelassenheit auch nicht immer leicht fällt…)

am wochenende wollen wir für ein paar kleine tage nach bonn fahren – lange können wir ja nicht bleiben, es sind ja doch noch keine herbstferien, wie ich eigentlich gedacht hatte… ach und wir freuen uns alle schon ganz doll auf euch und mohrle und die hühner und alles. und jonna freut sich aufs waveboard und jakob aufs lego und jolanda auf ihren nachfeiergeburtstag… ja.

so. ich merke, ich rede um den heißen brei herum, denn eigentlich will wanderleben sich fürs erste verabschieden. das ist nicht ganz leicht, denn der blog war manches mal eine wohltat für mich: eure kommentare zu lesen war eine freude, egal ob als email oder in den blog geschrieben. dankeschön. es war bisweilen therapeutisch für mich, zu bloggen, weil es mir wieder mehr den blick von außen auf uns gegeben hat, mir die freiheit und das glück wieder klar gemacht hat, und weil ich mich immer ein bischen zum schreiben zurückgezogen habe, hat es mir ruhezeiten zur eigenen reflexion geschenkt. ja. es war einfach gut. und weil das mäh noch nicht gefunden ist, will ich versuchen, unter anderem titel weiterzuschreiben. vielleicht unter wunderleben.wordpress.com?

mal sehen. jetzt sind aber zuerst die kinder dran. wir basteln gleich ein buchstabenmemory mit groß-, klein- und schreib- und druckschriftbuchstaben.

ich melde mich wieder. spätestens in zwei wochen? aber eigentlich muß ich ja überhaupt fragen: wollt ihr das eigentlich? (ich bitte echt um eure antwort!)

lieber gruß aus dem herbstlichen belgien

judith

ps: ich hab vergessen, die schleife zum eisverkäufer zu machen: bruno, unser gastgeber hier, mit dem gunnar grad ein weiteres zimmer ausbaut, hat uns gestern erzählt, daß er in seinem „früheren“ leben eisverkäufer war. ist das nicht toll? er hätte genausogut sagen können, daß er – sagen wir – echter zauberer oder mary poppins gewesen wäre. ich finde eisverkäufer ist ein echt märchenhafter beruf – oder? irgendwie bizarr, daß man so sein leben ändern kann… – und spannend, wie viele menschen irgendwann mal ihren plan verwerfen – auch ohne vorher eisverkäufer gewesen zu sein…

 

 

am ende der welt

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wir hatten wirklich eine superschöne ankunftszeit in santiago. santiago das ist angekommen sein nach einer langen reise, nach vielen schritten, begegnungen und entbehrungen. santiago ist ein fest, ein lebendiger ort, an dem menschen ausgelassen ihre ankunft feiern, endlich wieder ausschlafen, essen gehen und sich irgendwas kaufen, was sie vorher nicht kilometerweit in ihrem eh überfüllten rucksack mit sich herumschleppen wollten. (ich weiß nicht, wie ich es durchgestanden hätte – immer wenn wir unser auto nachgeholt haben, habe ich meine taschen und meinen rucksack um zahlreiche steine, blumensamen, getrocknete kräuter und unterlegscheiben erleichtern können… wie machen das bloß die anderen? – und ich fand, daß ich mich schon so zusammengenommen habe…)

also. in santiago machten jonna und ich eine ausgiebige shoppingtour, während gunnar und jolanda das auto aus soto de luino nachholten und jakob im hotel chillte. es war herrlich!, selbst wenn jonna mich mit ihrem „komm, mama, ich will die schuhe da aus dem schaufenster auch noch mal anprobieren“ manchmal herausgefordert hat – denn wir hatten uns geeinigt, daß wir schuhe erst in zarautz kaufen, in diesem netten schuhladen – wenn überhaupt. und dann mit händen und füßen die verkäuferin eines eh überfüllten schuhladens zu bitten, nach schuhen aus dem schaufenster in größe 34 zu suchen und ihr dann – trotz optimaler beratung und paßform zu erklären, daß wir grad nur im ankunftsshoppingfieber sind und eigentlich gar nichts weiter kaufen wollten, das war schon hart für mich und lustig für jonna (und dadurch auch für mich) … es war ein richtig schöner mädchentag, den wir beide da hatten…!

 

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wieder mal zangenzusammengeklebte hummer und langusten und krebse – einfach zusammengeschmissen im aquarium eines restaurants. – ist das christlich?

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das hier ist übrigens lego city, monte do gozo. trotz der gleichförmigen architektur haben wir die zeit und die baumwollhandtücher und -bettwäsche hier sehr sehr genossen… und man konnte einfach ein schild an die tür hängen, da stand drauf “ bitte zimmer aufräumen“ und zack – hatte man abends ein ordentliches bett! toll – oder?

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wie versprochen – wir haben noch ein bild gemacht, auf dem nur wir vor der kathedrale stehen. wißt ihr übrigens, daß man – pilgert man im heiligen jahr nach santiago, den vollen sündenerlaß erlangen kann? – ich bin völlig erschlagen! ich hatte gedacht, den ablaßhandel gäb es gar nicht mehr! und mir kommen natürlich noch viele andere fragen in den sinn, die ich bei gelegenheit mal dringend mit diesem deutschen priester hier besprechen muß: die beichte zum beispiel, bei dem man mit 10 mal vaterunser beten ziemlich viel scheiß wieder gut machen kann. oder woher die pastoren überhaupt ihr urteil nehmen. und was es mit der compostella auf sich hat – wir haben sie uns auch geholt, man bekommt sie, wenn man bei der pilgerinfo seinen pilgerausweis zeigt und dann sein kreuzchen in der richtigen spalte einer tabelle macht: bei religiösen gründen für die pilgerschaft. zack, schon kriegt man ein ansehnliches papier, quasi eine urkunde. was heißt religiös? kirchlich?

 

 

 

 

 

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und danach waren wir nochmal in der stadt und haben uns die ganzen vielen schönen überflüssigkeiten des alltags angeguckt, für die die entwöhnten pilger offensichtlich empfänglich sind. zum beispiel in der chocolatfactory – eine witzige idee.

 

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ein blick auf den eisenmann – jaja. das ist also ein teil des zentrums für galizische kultur. ich halte mich diesmal zurück. es ist bestimmt eine formalistische meisterleistung, und auf dem papier sah man sicher die wunderbaren beziehungslinien, aus denen sich der entwurf entwickelt hat und die vielleicht a coruna mit der fundstelle der jakobusknochen verbindet oder so etwas. ich bin weiterhin sehr skeptisch.

wir sind auf jedem fall danach mit auto, anhänger, und mann und maus nach finisterre gefahren. hier haben wir in einer pilgerherberge endlich wieder mal französische pilgergemeinschaftszustände gefunden – und witzigerweise sind im moment fast nur deutsche hier!

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abendessen bei miguel in der alberge de sol et de luc oder so ähnlich.

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der erste sonnenuntergang über dem strand von finisterre war wolkig, aber schön, der strandrand steht voller zelte, zwischen denen die pilger ihre feuer entzünden, alles ist von einer wirklich schönen ergreifenden und ganz stillen festlichkeit.

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gestern sind wir dann zum leuchtturm gelaufen – es war heiß, heiß, heiß und es ging unbarmherzig durch die pralle sonne immer bergauf. puh.

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und dann endlich, endlich: der 0,0 km stein. wir sind am ziel! (wie immer)

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am ende der welt gibts irgendwann nur noch umdrehen.

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bevor wir im letzten jahr aufgebrochen sind, habe ich eine kleine tüte voller blumensamen in unserem garten und am feldrand in röttgen gesammelt, um sie auf dem jakobsweg immer wieder auszusähen. den rest der tüte gab ich in die wiesen um diese quelle, vielleicht wachsen da im nächsten jahr die kinder unserer blumen! das wär schön, finde ich.

damit beende ich meinen heutigen bericht. ich freu mich, daß wir hier sind und langsam freue ich mich auch wieder auf die alltäglichkeiten, wie dreilagiges klopapier, duftendes waschmittel, heile socken und ähnlichen quatsch. und ich hoffe, daß wir vieles von diesen wunderbaren erlebnissen, von unseren träumen und wünschen wahr machen können. und merkwürdigerweise bin ich manchmal sogar ziemlich sicher, daß es gelingen kann. (es kommt vielleicht auf die hingabe an…)

auf bald!

judith

gerneral-anzeiger wandertag, waldbrand vor santiago und welcome to lego city

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die letzten tage vor unser ankunft in santiago. die gefühle kochen immer wieder hoch, wenn wir morgens die taschen packen, die esel fertig machen, wenn wir mittagspause machen und die esel abladen, wenn wir abends irgendwo für sie nach einer weide suchen, immer wissen wir, daß das in ein paar tagen ein ende haben wird und können es uns nicht vorstellen. es ist einfach unfaßbar für uns. und weil wir uns so sehr darauf freuen, heimzukehren und viele freunde auf dem weg zu besuchen und dann anzufangen, schritt für schritt unsere träume wahr zu machen, und weil wir gleichzeitig diese reichen erfahrungen jeden tag machen, ist es nicht immer ganz einfach, wir sind alle latent angespannt und alle fünf kilometer schwenkt die stimmung von „wann sind wir endlich da“ auf „ich will aber nicht, daß der jakobsweg zuende ist“. vor ein paar tagen hat jonna gesagt, daß sie sich eigentlich wünschen würde, daß der jakobsweg rund ist, damit man ihn gehen kann und einfach immer weiter laufen kann. ich fand, das war ein guter wunsch. und eigentlich ist es ja sogar fast so – erstens können wir irgendwann einfach weiterlaufen – oder zurück – oder einen anderen weg… aber doch ist es eben anders und jetzt ist eben jetzt.

die nacht nach der luxusherberge in boimorto haben wir auf einer superschönen weide am bach im zelt verbracht. unsere letzte jakobswegzeltnacht. wehmut… aber es war schon richtig kalt – am tag ist es ganz schön heiß, aber kaum geht die sonne unter, wird es kalt. gunnar und jakob hatten alle sachen an und lagen im schlafsack und haben trotzdem gefroren. die armen. auch mir war etwas frisch, aber die beiden hat es echt hart erwischt. und mit dieser erfahrung im nacken wollten wir unbedingt die nächste nacht wieder in einer herberge schlafen. dafür gab es zwei möglichkeiten: einmal gleich nach 7 km, nach weiteren 2,5 km oder aber nach 25 auf dem monte do gozo, 4 km vor santiago. was meint ihr, wo wir hingelaufen sind?

zuerst sind wir nur rund 8 km gelaufen und dabei auf den camino frances gestoßen. alle westlichen jakobswege vereinen sich einige kilometer vor santiago, wir stießen bei km 24 dazu und waren gefühlsmäßig auf dem general-anzeiger-wandertag. greti und pleti unterwegs. ein unglaubliches menschenaufkommen, an den quellen am weg fühlte ich mich wie am busbahnhof in oberpleis nach schulschluß, so voll war es. die stimmung war merkwürdig, ich fühlte mich irgendwie fremd und uns war insgesamt viel zu viel trubel, vor allem jakob mag diese menschenmassen nicht. leute waren da dabei, die ich gar nicht einsortieren konnte (und einsortieren macht ja im allgemeinen das soziale leben leichter, zumindest, wenn man nicht ins gespräch miteinander kommt): drei pilgerinnen mit kleinem dekorucksack fürs pausenbrötchen und die 0,25 l plastik-einwegflasche mit energygetränk in einem hüftgürtelchen, eine gruppe von 20 schweigend im gänsemarsch hintereinander her marschierenden männern und frauen, alle frauen im rock, alle männer hochkonzentriert mit ernstem gesichtsausdruck, außerirdisch irgendwie – einmal überholten sie uns und schnitten uns dabei so blöd und permanent den weg ab, daß wir konsequent und erfolgreich versuchten, ihnen im folgenden aus dem weg zu gehen, obwohl wir ungefähr das gleiche tempo hatten, viele viele menschen. (ich will gar nicht wissen, wie und wo die alle ihre notdurft verrichten… – am nordweg war das ja so einfach – da gibts ja nicht 500 pilger, sondern nur 25 pro tag, da kann man mal schnell unbeachtet ins gebüsch verschwinden, aber hier?)

dann gabs bei der pilgerberatung nicht nur einen stempel, sondern zusätzlich die information, daß in santiago de compostella die esel nur bis 9.30 uhr am morgen in die stadt dürfen – das ist eine zeit, zu der wir sonst noch nicht einmal aufgebrochen sind! es gibt auch keine herberge mit garten oder so etwas, sondern ein pferdezentrum auf dem monte do gozo, wo wir unsere guten begleiter werden abstellen müssen. so abgenüchtert gingen wir weiter, gönnten uns nach weiteren zwei km ein köstliches mittagessen mit allem pipapo in einem restaurant, sogar einen käsekuchen mit schoko-erdbeersoße gabs zum nachtisch. neu gestärkt ging es die berge vor santiago bergan. ein großes gefühlsmäßiges auf und ab. ich bemühte mich sehr, es als läuterung zu verstehen.

auf der höhe vor santiago liegt der flughafen und als wir dort ankamen, sahen wir aus der ferne eine dicke rauchwolke aus dem wald aufsteigen. den flughafen umrundend beobachteten wir das feuer, sahen löschhubschrauber und löschflugzeuge und erschraken uns, als plötzlich gefühlte 5 m über uns ein dicker jumbo abhob – wir waren genau am ende der startbahn, der weg läuft direkt dahinter, vertieft, vorbei. hilfe!!! und der waldbrand noch immer vor uns – genau in unserer richtung. gunnar sagte immer, wir müßten uns wohl keine sorgen machen, denn es wären ja noch keine pilger zurückgekommen, um uns zu warnen, aber ich dachte im stillen, daß sie ja auch nicht zurückkommen können, wenn sie mit rauchvergiftung im wald liegen… und ich fragte mich, ob die spanische feuerwehr wohl die priorität aufs löschen oder aufs warnen der pilger legen würde, ich war echt ziemlich verunsichert – und fasziniert: noch nie hatte ich das so gesehen, so richtig lebendig und echt. – richtig spannend,

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wie die flieger da immer ankommen und ihr wasser ablassen, was die flugzeuge aus dem 100 km entfernten meer holen und in ihrem bauch transportieren, die hubschrauber fliegen zu einem nahegelegenen see und betanken da große fässer, die sie unter sich herschleppen.

nachdem uns ein anlieger sagte, daß die brandstelle rund 100 m neben dem jakobsweg läge, entschlossen wir uns – trotz günstig stehenden windes – an der straße entlang die letzten 3 km zu laufen. das war zwar weitaus weniger romantisch und stimmungsvoll, aber – ich dachte – sicherer. aber an der straße brieten die autos mit 100 sachen an uns vorbei – ich bin mir nicht sicher, was nun gefährlicher war.

und dann kamen wir auf den „berg der freude“ jahrhundertelang ein kultischer platz, von hier aus konnten die pilger erstmals die kathedrale von santiago sehen. jahrhundertelang frei gehalten von bebauung, kamen die spanier angesichts der ansteigenden pilgerzahlen anfang der 90er jahre auf die idee, daß im heiligen jahr 1993 (wenn der 25.juli auf einen sonntag fällt, ist das ein heiliges jahr und dann kommen immer viel mehr pilger nach santiago als sonst), wahrscheinlich eine riesige bettenburg angemessen wäre, um die pilgerströme aufzunehmen. wir mutmaßten, daß sich einer sehr gern freizeitmäßig mit lego beschäftigte. herausgekommen ist lego city. zwei achtersteine hintereinander gesetzt ergeben einen pavillon, jeder nupsi ist ein zimmer, dazwischen ein langer flur mit ausgängen auf beiden seiten. diese doppelten achtersteine haben sie einfach rund 10 mal parallel zueinander gestellt und dann – weils ihnen irgendwie sonst so leer vorkam, nochmal 10 daneben. über 3000 betten sind so entstanden, dazu restaurants, souveniershops, cafeterien. ich weiß nicht, wie es in den heiligen jahren hier aussah, aber im moment sind maximal 200 betten (ich schätze eher 50) belegt, es gibt noch ein geöffnetes, aber ständig leeres restaurant und eine cafeteria, in der ein paar verlorene gestalten ihre emails im freien internet abrufen. ein gespenstischer ort. zusätzlich gibt es ein großes kirchliches begegnungszentrum mit ebenfalls richtig vielen betten in großer herberge, veranstaltungsräumen, campingplatz und allem drum und dran. und das alles ist geschlossen – obwohl wir jetzt noch in der hauptsaison sind.

obwohl mitten im niemandsland gelegen und umgeben von natur und wald und wiese waren esel hier nicht erlaubt. es war echt ein richtig doofes ankommen, wir fanden einen doofen platz für die esel auf einem geröllplatz mit ollem heu und bezahlen dafür jetzt 20 euro pro nacht. – für die esel! für einen runtergekommenen platz. unglaublich. wegen fehlender anderer möglichkeiten mieteten wir uns im hotel ein und gehen gleich sehr ernüchtert und enttäuscht ins bett. ja. wir sind jetzt fast da. und auf einmal kommt mir das alles gar nicht mehr groß vor, sondern einfach nur normal. wir sind gegangen, wir werden morgen ankommen. fertig. was soll der zinnober? (aber wie gut, mal wieder in baumwollbettwäsche zu schlafen! und sich mit baumwollhandtüchern abzutrocknen!)

Heute ein könig (in der nachbarschaft der prinzessinnengroßeltern)

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e9 – der küstenpfad. schön oder schön?

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jolanda holt martin zum weiterwandern von der weide.

manchmal – in situationen wie dieser, jetzt grade, da denke ich mir – mein gott – auf welch hohem niveau man doch leiden kann. Da ist mal eine woche bischen schwierig und ich muß schon im blog rumjammern. Also – falls es euch etwas genervt haben sollte – sorry.

Gestern sind wir auf königlichem terrain angekommen. Wir sind in ribadesella und pausieren heute quasi in der nachbarschaft der großeltern der zukünftigen spanischen königin, der derzeiiigen prinzessin letizia. (die großeltern sind allerdings lt. Auskunft eines taxifahrers beide grad im krankenhaus irgendwo in südspanien…- ich finde das natürlich schade, aber auch nicht weiter schlimm, es wäre aber irgendwie spektakulär gewesen, mal so eine echte prinzenfamilie beim besuch bei oma und opa zu sehen, danach gemeinsamer strandspaziergang und besuch des alljährlichen käsemarktes… da bin ich schon ein bischen gala-tratsch – ich hätt bestimmt auch ein foto in den blog gestellt.)

Klar – wir wohnen nur in einem bungalow auf dem campingplatz, aber ich fühle mich wie eine königin. Wir haben zwei zimmer – eins für die mädels, eins für gunnar und mich, jakob schläft im wohnzimmer. Wir haben ein bad und immer warmes wasser, wenn wir es wünschen. Wir können die temperatur regeln und das wasser aufdrehen und erst, wenn wir es wollen, drücken wir den hebel und es versiegt. Wir haben alle echte betten mit echter bettwäsche und einer nachttischleuchte und wir haben strom und einen kühlschrank, der butter und käse kühl hält und uns auch mal ermöglicht, morgens einen kakao zu trinken und der es verhindert, daß nach einem heißen tag alle unsere vorräte nach käse riechen und atmosphärisch alles mit käseschmiere (weil die tüte wieder undicht war oder die dose aufgegangen ist) beschmiert ist. Allesamt luxuszustände, die wir zur pflege unserer geschundenen pilgerseelen aufsaugen wie schwämme. Heute haben wir bis um halb 10 alle zusammen im bett gelegen. So gemütlich!

Und wir haben einen superguten platz für unsere esel! Wir haben nämlich gestern, als wir orientierungslos im sprühregen in der stadt standen, eine ganz nette familie kennengelernt, die uns gleich eingeladen hat, zu ihnen zu kommen, unsere esel in ihren garten zu stellen und dann im benachbarten campingplatz zu schlafen. Sie boten uns an, uns in allen angelegenheiten zu helfen und wir folgten ihrem angebot gleich. So kamen wir hierher nach sebreno.

Weil wir juan und agatha nicht sogleich am telefon erreichten, gingen wir sie mit den eseln suchen (sebreno ist nur ein ganz kleiner stadtteil von ribadesella) und weil wir sie nicht fanden, fragten wir einen alteingesessenen bauern, der gerade eine riesige weide mit einem weidezaun sicherte, ob er die beiden kenne. Wir erklärten ihm, daß wir auf der pilgerschaft seien und daß es unglaublich schwierig sei, für die nacht ein terrain für die esel zu finden und daß wir immer nur weitergeschickt werden, obwohl hier so viele weideflächen sind. Er hörte sich die geschichte an, kannte juan und agatha nicht, murmelte irgendwas in seinen bart und kletterte aus seiner megaweide, überquerte die straße und befragte mehrere andere ältere männer, denen die beiden aber ebenfalls unbekannt waren und da sie trotz offensichtlichen massiven landbesitzes keine weide anboten, so beschlossen wir, einfach andere straßen abzulaufen und weiterzusuchen. Da geschah unglaubliches. Die drei männer auf der anderen straßenseite im intensiven gespräch. – da plötzlich ruft uns einer, einfach so. und bietet uns – offensichtlich hatten sich die drei beraten und die beiden hatten den ersten irgendwie bearbeitet – ein stück weide an. Ein supertraumhafter platz mit oberschenkelhohem gras. Einfach super. Martin und suffix hätten sich sicher bedankt, wenn sie der menschlichen sprache habhaft wären.

Und kaum hatten wir die weide organisiert, riefen juan und agatha an und luden uns ein, mit ihnen zeit zu verbringen (was wir heute oder morgen unbedingt machen wollen).

Und weil es so wunderbar ist – und der schuster heute morgen gunnars schuhe so gut repariert hat und die wäsche endlich mal wieder richtig gut duftet und dank wäscheständer auch richtig durchtrocknen kann (nicht immer so halbfeucht am rucksack hängend), weil wir hier minigolf spielen und morgen vielleicht sogar nochmal surfen gehen können, weil es hier gleich ums eck einen sportplatz gibt, den die kinder eifrig bespielen (jakob hat sich vorhin mit zwei spaniern und einem franzosen beim fußball vergnügt. Morgen spielen sie weiter!), weil wir außerdem erst kurz hinter gijon sein wollen, wenn unsere nachbarn nächste woche zu uns stoßen, um zwei wochen mit uns zu laufen, weil . ja. Weil. ja, deswegen haben wir beschlossen, uns noch einen weiteren tag hier zu schenken.

Eigentlich wäre dies ein ort für einen noch längeren aufenthalt. hier in der region gibt es viele höhlen mit uralten malereien, vor 150 millionen jahren hinterließen dinosaurier in der nähe von colunga (ca. 20 km hinter ribadesella) fußspuren und knochenreste – vielleicht haben wir bei unserer nächsten etappe eine möglichkeit, da mal einen blick drauf zu werfen.

Mir fehlt noch immer das mobile internet, das es mir ermöglicht, auch mal dinge zu recherchieren, die mich interessieren. Dann würde ich zum beipiel auch mal nachgucken, was für ein politisches system spanien überhaupt hat, wie es kommt, daß nach der diktatur wieder ein könig das sagen hat. Es interessiert mich, inwieweit er das sagen hat, also welche rolle er spielt. Außerdem interessiert mich, wie dieses konglomerat von fürstentümern (asturien) und autonomen gemeinschaften (z.B. kantabrien und baskenland) und ich weiß nicht, wie die anderen „bundesländer“ sich hier nennen, zu spanien wird – mir fällt nur auf, daß hier beispielsweise auf den einkaufstüten immer der name des „bundeslandes“ draufsteht also zum beispiel „tante emma laden, musterstraße, ribadesella, asturia“ – vergleichsweise würde bei krämers draufstehen: Krämers bioladen, bonner straße …, meckenheim, nordrhein-westfalen“ – klingt irgendwie fremd. Also dem würde ich wirklich gern mal auf den grund gehen.

Und eine andere sache, die mich interessiert, ist die supermarktstruktur: einkaufen geht hier eigentlich nur in tante emma läden. Aber echt. Meine eltern haben unseren kaufmannsladen bei sich zuhause stehen und die kinder lieben es (wie ich es auch geliebt habe), darin zu spielen. Und ziemlich genauso ist es hier: man steht an einer theke und sagt dem verkäufer, was man braucht. Das ist echt strange, denn man kann weder die preise sehen, noch die inhaltsstoffe oder so, und trotzdem oder gerade deshalb hat diese art, einzukaufen etwas tröstendes, geborgenes. Sehr besondere erfahrungen…

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dies ist das letzte bild, das ich heute hochladen konnte – die verbindung reißt mir leider mal wieder ständig ab. es zeigt den blick in einen dieser läden, in denen es außer lebensmittel alles gibt, schrauben, velux-fenster, unkrautvernichtungsmittel, gasflaschen, handfeger und einiges an geschirr und küchenutensilien – ein laden, wie es früher haak in bonn war – oder wie der da hieß… – so ein zauberladen, in den man reingehen konnte und da war immer einer mit blaumann, der bei speziellen wünschen (wenn man zum beispiel ein ersatzteil für einen drucktopf gesucht hat) eine dieser tausend schubladen in diesem total abgegriffenen riesenschrank geöffnet hat, zielsicher – und dann spontan das richtige teil in der hand hatte…

den tante emma laden muß ich einanderes mal zeigen… und die letizia-pralinen und so weiter.

so. für heute mache ich schluß. Jakob zeigt mir grade im internet so niedliche legopakete und möchte mir das ausführlich erklären. Jonna hat sich gerade übergeben, einfach so aus heiterem himmel, sie sagt, sie habe einfach zuviel gegessen – heute gabs ihr lieblingsessen, reis mit paprikagemüse. Jolanda schläft schon friedlich.

Ich wünsch euch einen schönen start in die neue woche. Meine güte – es ist schon wieder wochenende… alles liebe!

judith

nix für meine tierliebende bioseele

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IMG_0365 IMG_0369 IMG_0378  IMG_0461es ist dienstag abend, ich sitze in der untergehenden sonne auf einem campingplatz in navarranx. wir haben heute hier einen pausentag gemacht, weil wir dringend wieder in unser etwas langsameres tempo schalten mußten und müssen, damit der weg ganz gut bleibt. gestern haben wir – nach einer kurzen, aber extrem heftigen, weil heißen etappe – die freibadsaison eröffnet: wir sind tatsächlich fast alle einmal ins ungeheizte – 19 grad kalte wasser eingetaucht. aber nur ganz kurz und mit zusammengebissenen zähnen.

ich versuche verzweifelt, mich gegen die mücken zu wehren, die gerade über mich herfallen. gunnar hat mal gesagt, man müßte sie einfach mal stechen lassen, sie würden genau auf die akkupunkturpunkte auf den meridianen stechen und uns damit vielleicht ja sogar was gutes tun. zumindest sollte man sie, wenn sie mal angefangen haben, zuende stechen lassen, damit sie am ende ihrer blutsaugeaktion noch das gegengift einspritzen, was die schwellung und den juckreiz mindern soll. – ich weiß es nicht. ich finde es einfach sehr juckig und unangenehm.

es ist eine woche vergangen und schon wieder ist so viel passiert, daß ich mich entschlossen habe, heute den ersten teil zu erzählen und bei gelegenheit dann morgen oder übermorgen die tage, die dann folgten.

also. ich beginne mit dem aufbruch bei mister bricolage, antoine dem pilger, der übrigens keine frau ist, und überhaupt gar nicht die frau von fritz, sondern ein mann, der nach seiner pilgerschaft beschlossen hat, am jakobsweg den pilgern zu „dienen“. sein helfer, jean pierre, ein belgier, kommt mehrere wochen im jahr, um irgendwelche handwerklichen arbeiten zu frikkeln, er spricht für mich völlig unverständlich, ist aber ein netter kerl.

(hilfe – diese mücken!!!)

weil martin ein hufeisen verloren hatte, bestellten wir am montag (29.04.) noch einen hufschmied. ein ganz ruhiger, netter kerl, der martins zweiten huf deferrete (also enteisente, d.h. das hufeisen abnahm – irgendwann in drei wochen kriegen die beiden dann neue schuhe an) und nach ausgiebiger betrachtung von suffix hufen ganz besonnen erklärte, daß suffix eine hufrehe im anfangsstadium hat. hufrehe ist eine entzündung quasi zwischen nagel (=huf) und knochen, die fies wehtut, ganz fix chronisch wird, und dringend erforderlich macht, daß die tiere auf diät gesetzt werden: frisches gras und vor allem kräuter sind eigentlich absolut tabu, die speise der wahl sollte möglichst trockenes heu aus dem letzten jahr sein, möglichst minderwertig. das war eine krasse diagnose, aber er hatte so eine gute  art, wie er uns das beigebracht hat und die ruhe, mit der er uns erklärte, – so war das ganze leichter zu verdauen.

mit guten vorsätzen kümmerten wir uns für den nächsten tag um eine herberge, in der wir auch heu für die esel bekommen würden. aber entgegen unseren erfahrungen der letzten wochen war das echt schwierig: wir mußten rund 22 km laufen, um nach dubarry zu gelangen!

der weg dorthin war eine echte strapaze für uns: ich hatte in der gascogne ein fruchtbares land erwartet, felder, durchzogen von kleinen wäldchen, auf denen bauern mit lockigem braunen haaren und frauen mit karierten kleidern das gemüse versorgten. statt dessen ist die region hier total totkultiviert. es gibt felder, riesige felder, in denen in monokultur nur ein wein oder mais oder sonstwas angebaut werden. aber dann wächst da auch nichts anderes: kein hahnenfuß leicht luftig gelb blühend zwischen den weinreben, sondern nur trockene erde. erschreckend. wüstenartig. und richtig weitläufig.

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aber es kam noch schlimmer: wir liefen über felder, wieder quadratkilometergroß, die mit irgendwelchen herbiziden totgesprüht worden waren: ganze, ddr-große felder, ganze hügel vergiftet. es stank so ekelhaft wie damals in kinderzeiten, als unsere nachbarn ihre rosen mit blattlausgift besprühten: nur hier sterben nicht nur die blattläuse, sondern das land. richtig nachhaltig wird hier schindluder mit der erde betrieben. ich werde richtig wütend. das kann man doch nicht glauben, daß das wirklich richtig ist. so blöd kann man doch gar nicht sein! und überhaupt: gibt es eigentlich keine instanz, die da dazwischen gehen kann? und sei es die tourist-info, die tausende von pilgern durch diese kontaminierte landschaft schickt? ich checke es nicht. in mir steigt richtiger ekel auf.

aber auch praktische fragen, die sich stellen: auf diesem grund und boden will ich keine lange pause machen. ich habe sogar fast ein schlechtes gewissen, die esel da barfuß drüberlaufen zu lassen. beim einkaufen mit antoine habe ich im leclerc ein ganzes regal voller monsanto roundup gesehen: dieses megagift, ein unkrautvernichtungsmittel, das auf die blätter aufgespritzt wird und die ganze pflanze durchzieht und innerhalb kurzer zeit nachhaltig vergiftet. monsanto liefert auch diverses genmanipuliertes, z.b. mais, was resistent ist gegen dieses herbizit. wunderbar einfach: einfach das ganze feld von allem freipusten und dann monsanto-mais drauf…?!? – und dieses gift ist einfach frei verkäuflich – in der region von moissac sind (hat anne uns erzählt) nach der anwendung rund 20 bauern verstorben, nun steht in der gebrauchsanweisung, daß man bei ausbringen von roundup schutzkleidung tragen muß. und das ganze zum erzeugen von lebensmitteln – ich bin echt entsetzt. zum ersten mal habe ich das gefühl, nicht hier entlang gehen zu wollen, so verachtenswert finde ich dieses prinzip.

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manchmal hat man glück, dann ist wenigstens der weg grün…

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totgespritzte stinkfelder so weit das auge reicht…

die gite in dubarry ist wunderbar und ganz anders als diese felder. ein kurzes auftanken. und für die esel gibts heu vom nachbarhof.

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die kinder werden 3 km vor der gite abgeholt und dürfen mit diesem superoldtimer fahren…

aber am nächsten tag geht es weiter durch diese lebensfeindliche kulturlandschaft und wir passieren aire sur l`adour, die stelle am fluß adour. ich hatte gedacht, daß es die luft über der adour heißt und mir eine malerisch-künstlerische stadt vorgestellt mit geigern am straßenrand und kreidemalern auf dem bürgersteig. aber schon wieder eine enttäuschung: die stadt war erfüllt von der musik eines autoscooters, der im rahmen einer minikirmes alles beschallte. der vorteil: wir konnten nach ewigkeiten des entzuges endlich mal wieder pommes essen. und die waren richtig gut. der nachteil: als wir so friedlich aßen – bemerkte jonna plötzlich, daß wir gleich vor einer stierkampfarena angekommen waren. ja – wir sind im land des stierkampfes – schon! was aber in meinen augen qualvolle (s)tierquälerei ist, ist den franzosen und spaniern ein kulturgut. wieder so eine unglaublichkeit. genau wie die gänsestopfleber. beides grundsätzlich in der eu verboten, aber hier in diesen landstrichen erlaubt! weil es eben tradition ist, den gänsen mit trichtern futter einzuflößen, bis sich ihre leber krankhaft, aber offensichtlich lecker vergrößert. weil es eben tradition ist, stiere so zu provozieren, daß sie um ihr leben kämpfen und doch schon von vornherein verloren haben – 5 lanzen stoßen die matadores in den nacken, die sechste geht durch den nacken ins herz.

ich bin voller abscheu. diese region ist nichts für meine tierliebende bioseele und ich überlege ernsthaft, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre, das auto nachzuholen, einen anhänger zu kaufen, die esel hineinzustellen und dorthin zu fahren, wo die welt und die landwirtschaft in ordnung ist. aber das ist natürlich lächerlich.

(wir zelten am waldrand hinter aire sur l´adour.)

am nächsten tag erreicht mein unmut seinen zenit: wir kommen an stierzuchtbetrieben vorbei und an den zäunen steht „danger“ und hinter den zäunen stehen und liegen friedliche stiere und kauen löwenzahnblüten.

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saugefährliche stiere…

lächerlich. wir sehen wieder stierkampfarenen – sogar kleine private, in denen vermutlich zu runden geburtstagsfeiern auch ein stierkampf dazugehört – und das geburtstagskind darf dann den todesstoß tun oder so. widerlich.

und überall hunde, die wild kläffend hinter zäunen oder angekettet hervorspringen, sobald wir in sichtweite kommen. einer kam so wild und von hinten und so laut bellend hervorgesprungen, daß suffix durchging. mit jolanda auf dem fahrrad hinter sich her. sie fiel, das rad flog, er rannte. martin rannte mit. autos überholten uns vorsichtig. keiner hielt an. die männer liefen den pferden hinterher, ich kümmerte mich um jolanda und verband ihr knie. alles lag kreuz und quer auf der straße. mein rucksack, aus dem ich das verbandszeug und desinfektionsmittel (!) holte, das rad, jonna, jolanda und ich saßen mitten darin, alles direkt vor diesem haus, vor dem drei autos standen. ich war so wütend… der hund bellte und ich bellte zurück – irgendwie hatten mich diese ganzen widerlichen erlebnisse geläutert und so schimpfte ich lautstark und in deutsch auf die arroganten bescheuerten franzosen, die in ihren fetten bonzenautos  und so weiter. natürlich kam keiner raus, um zu helfen. war ja klar. (ich wär dann vielleicht auch nicht mehr rausgekommen, aber vorher…) aber der hund war plötzlich ruhig und winselte gleich hinter dem zaun. ein reinigendes gewitter.

nach einer pause, in der wir, weil wir nichts anderes mehr zu essen hatten, nudeln kochen wollten, verstopfte unser kocher wegen falschen brennstoffes, der reinigungsdraht brach ab und als wir nach 2,5 h reparaturzeit endlich feuer unter dem topf hatten, da begann es zu regnen.

wir liefen an diesem tag bis pimbo. (es war übrigens am 2.5.) es regnete den rest des tages ohne unterlaß und wir kamen gegen 18.30 uhr in einer gite ohne jeden komfort bis auf eine badewanne an. das heißt, bei dem wetter ist es schon komfort, ein dach über dem kopf zu haben. ich fühlte mich sehr geläutert durch den tag, eigentlich genug für den ganzen jakobsweg – aber bis santiago sind es noch einige viele hunderte kilometer… jolanda war müde, ich wollte sie gerade zu bett bringen, da klopfte es an die tür. die gite hatte 7 betten. sieben. und letzte mögliche ankunftszeit war 18.30 uhr. so dachte ich, daß mit dem klopfen jetzt ein guter engel kommen würde, um uns kuchen und eine massage anzubieten oder so etwas, irgendwas gutes tun müsse. aber pustekuchen: vor der tür standen vier völlig durchnäßte pilger und baten um einlaß.

das toppte den tag mit all seinen mißgeschicken und brachte gleichzeitig die wende. aber das muß ich ein anderes mal erzählen, denn jetzt ist es dunkel, ich bin zerstochen, die mücken sind inzwischen schlafen gegangen und weil wir morgen weiter gehen wollen, muß ich jetzt auch ins bett. ich wünsch euch einen guten tag oder eine gute nacht.

auf bald.
judith

frühling!- oder – wo pain zu peng und demain zu demmeng wird

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(dieser bericht liegt seit rund fünf tagen als entwurf in meinem ordner und kommt heute mit einiger verspätung erst ins netz…)
frühling!
endlich. mit voller wucht hat uns der frühling erwischt. osterglocken in den gärten und entlang des jakobsweges lungen- und scharbockskraut, sprießender storchschnabel und klee und so viel mehr und allerlei für mich nicht benennbares rosa und blaues kleingeblüm. es ist so schön! und es ist warm! so so gut. und so so endlich.
und dabei sah es anfang der woche noch ganz anders aus. am vergangenen sonntag haben wir einen pausentag in nasbinal verbracht, weil das wetter so schlecht war, daß man weder als hund noch als pilger, geschweige denn als esel das haus verlassen wollte (die esel mußten leider trotzdem draußen auf ihrer weide bleiben) – aber das hab ich glaube ich alles schon geschrieben… am montag erwachten wir dann bei blauem himmel und dachten, daß jetzt – passend zum abstieg aus dem aubrac und dem abschied vom winter sich derselbige nochmals von seiner allerschönsten seite zeigen wollte.
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am morgen unseres aufbruchs aus nasbinals – traumhaftestes wetter…
so war es auch. bis zu unserem aufbruch. man könnte fast meinen, als der winter merkte, daß wir ihn tatsächlich hinter uns lassen wollten, bäumte er sich nochmal richtig auf und machte das heftigste kaltgebrüll, an das ich mich erinnern kann. innerhalb von minuten zog der himmel zu und es begann zunächst zu regnen. wenige hundert meter später verwandelte sich der regen in eine mischung aus eisregen und schnee. dazu bekamen wir zunächst wind, später sturm. aufgrund der heftigkeit des wetters, waren sowohl unterhaltungen als auch eine betrachtung der angeblich wunderschönen landschaft (im wanderführer als superlativ bezeichnet) unmöglich. alles, was ich bildlich in erinnerung habe von der strecke, ist der ausschnitt der nass-verschneiten straße, z.t. mit schneewehen, die zwischen dem ausschnitt meiner dicht gezogenen kaputze zu sehen war.
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eines der wenigen bilder der passüberschreitung – kurze schneepause.
als wir den aubrac-pass überschritten hatten – auf der straße – der jakobsweg war unpassierbar geworden – wir waren inzwischen rund 5 km gegangen, begann ich mir ernsthaft sorgen zu machen. auch um die kinder, die mädchen saßen beide auf den eseln und gingen so wenigstens nicht verloren, mußten aber zwangsweise frieren, jakob war immer bei uns, aber auch ihm war kalt. und es lagen weitere 12 km vor uns. was tun? da kam plötzlich ein auto angefahren, so ein weißes offizielles auto von der örtlichen wasserversorgung, ein mann darinnen, typ michael velten, fröhlich, verbindlich, nur mit mehr haaren auf dem kopf, strahlt und an und sagt, er sei thierry, unser wirt von jenem tag. und dann passierte etwas, worüber ich im nachhinein nur den kopf schütteln kann, etwas, das ich unter normalen umständen NIEMALS getan hätte: ich vertraute diesem wildfremden menschen meine kinder an. klar – er war der typ aus der herberge, er war eindeutig irgendwie beamtenmäßig beruflich unterwegs, aber trotzdem. ich fragte ihn, ob er die kinder in die gite fahren könnte. und er tat es, er nahm all unser gepäck und unsere kostbarsten güter und fuhr los. die situation war natürlich komplexer, und wieder mal irgendwie existentieller, als ich sie darstellen kann. ich war auf jedem fall froh, daß ich die drei nach weiteren zwei stunden marsch durch schneesturm in die arme nehmen konnte. (auf dem weg gab es ein schneegewitter. das war auch der hammer. keine blitze zu sehen, nur ewig langes donnern, so durchdringend, daß die erde zu beben schien und irgendwas in uns auch. ich dachte zuerst, daß nun doch der aubrac-vulkan wieder ausgebrochen wäre – es war echt mächtig.)IMG_8387

ankunft in sarbonel

die nächsten drei tage verbrachten wir bei thierry, gunnar holte mit jonna das auto nach und jakob, jolanda und ich vertrieben uns im ferienhaus die zeit bis zu ihrer wiederkehr. am donnerstag kam der erste warme tag – und der hufschmied! unsere esel haben jetzt hufeisen. in eineinhalb stunden – ohne schmiedefeuer und einbrennen der eisen – waren die beiden beschlagen.

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am nachmittag schien die sonne schon richtig lauschig und der dicke schnee schmolz zunehmend. wir waren gerade dabei, unsere sachen im auto zu sortieren, da rief uns thierry an seinen gartentisch und bot uns gefriergetrocknete insekten an! unglaublich – oder? echt. zuerst würmer, später grillen. da der derzeitige fleischkonsum in keinster weise verantwortungsvoll sei, würde er überhaupt kein fleisch mehr essen, nur noch insekten, die haben ja ein kleineres, eher unbedeutendes gehirn… und er liebe den geschmack – wie chips. er schwärmte richtig. (und gunnar, der tatsächlich probierte, bestätigte den vorzüglichen geschmack.) allerdings sind die tiere superteuer, 5 g kosten rund 12 euro. er ißt sie daher auch frisch von der wiese und plant eine wurmzucht (dafür will er einen sack mehl, ein paar kartoffeln und ein paket angelwürmer kaufen. alles vermischt stehen lassen, bis es ordentlich kräucht und fleucht und dann „ernten“, tiefgefrieren und danach im backofen trocknen… guten appetit). nach diesem gespräch bot er mir einen selbstgebräuten sirup aus wildem thymian an, der wunderbar schmeckte.
mit dem abstieg aus dem aubrac verließen wir auch eine mir vertraut gewordene sprache. bisher haben die franzosen so gesprochen, wie ich es aus dem schulunterricht kenne. da sagt man zu brot pain und spricht es aus wie päi mit zugehaltener nase. man sagt zu morgen (im sinne von „auf das heute folgender tag“) demain und sagt demäi mit zugehaltener nase. und zu oft sagt man souvant und das hört sich an wie ßuvoh. hier im aveyron spricht man den akzent des südens. ich würde es als das rheinisch von südfrankreich bezeichnen: pain wird päng und demain wird demänng und souvant wird suwong. es klingt wirklich kölsch! (vom klang irgendwie vertraut, aber vom verstehen wird es bisweilen schwierig für mich.)unser abstieg ins tal verlief über stille wege mit megaweiten ausblicken ins frühlingsland, ein traum. warm und frühlingshaft, kleine brise und hartgekochte eier, salat und bratlinge – herz, was willst du mehr…

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megapause im halbfrühling.
aber dann – ca. 4 km vor unserem ziel endete dieser wunderbare tag auf wundersame weise an einer brücke im tal über ein kleinstes, aber sehr strömiges bächlein. die brücke war den eseln zu schmal und die furt zu wild umwässert, sie blieben einfach stehen. wie richtige esel… engelszungen, drohungen und eselkekse, nichts half. es gab auch keine wirkliche alternativstrecke – wir hätten rund 5 km wieder aufsteigen müssen, um dann mit einem ca. 10kmtrigen umweg nach st. come zu kommen.
ratlos aber hoffnungsvoll zäunten wir die tiere unmittelbar vor der brücke ein, ohne gras und brombeerranken und jakob und gunnar pflückten noch in der dunkelheit mit taschenlampe reichstes grünes gras, um es in dicken haufen auf der brücke zu verteilen. wir dachten, so könnten wir am nächsten morgen die guten angsthasen überlistet haben und vor unserem zelt, das auf der anderen seite der brücke stand, begrüßen.
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eingezäunt in der dämmerung vor unheimlich rauschendem wasser…
aber pustekuchen: mit dem arsch zur brücke standen sie störrisch und hungrig immer noch auf der falschen seite. nach langem überlegen, planen und auskundschaften, weiterem bitten und beten und betteln machte sich gunnar daran, am steilhang neben dem bach eine „piste“ zu präparieren und freizuschneiden, über die wir die beiden dann mit viel störrischerer entschlossenheit bis zu einer brücke trieben, von dort zurück zum zeltplatz und es klappte. so waren wir schon vor dem eigentlichen wanderstart fix und foxi, aber froh. wie anstrengend doch mentalstress sein kann…
um 12.30 uhr konnten wir aufbrechen in richtung st. come. dort sind wir dann auf den fluß gestoßen, der uns nun eine lange strecke begleiten wird: den lot. und ich finde, der name wird dem fluß gerecht: er klingt wie ein schwarzer krieger, der unbarmherzig alles plattmacht und bei dem man lange nicht weiß, ob er nun zu den guten oder den schlechten gehört. der fluß ist eisblau, aber trübe, wahnsinnig mächtig, gerade zusätzlich hochwasserig, aber was das heftigste an ihm ist, ist die strömung. vater rhein fließt selbst bei hochwasser wie zäher honig im gegensatz zu diesem wilden, schäumenden, brausenden wasser. allerlei stromschnellen geben zusätzlich drama. ich habe gelesen, daß der lot der vielfältigste und abwechslungsreichste fluß frankreichs ist, daß er mal gewaltig, mal lieblich daherkommen soll. daher will ich nicht zu früh urteilen, bisher ist er mir extrem ungemütlich-unheimlich.
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mittagspause in st. come d`olt
die folgende nacht verbrachten wir wieder im zelt. es ist schön, wieder im zelt zu schlafen: man schläft mit der dämmerung ein und steht mit dem licht wieder auf – so viel schlaf! es ist schön, als erstes die vögel singen zu hören und es hat so etwas ungemein vertraut-gemütliches, wenn alle zusammen im zelt auf matratzenlager schlafen. das finden wir wirklich übrigens alle.
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wär da nicht ein zaun zwischen zelt und eseln, hätten sie wohl bei uns drinnen übernachtet…
inzwischen sind wir in estaing, einer kleinen stadt am lot in einem chambre d`hotes mit einem netten mann und zwei leicht anstrengenden frauen. wir brauchten mal wieder strom für unsere elektrogeräte, eine dusche und ein internetnetz (was es hier allerdings nicht gibt). die städte hier sind ganz anders als in der auvergne, dichter und älter, und vom stadtbild mittelalterlich, zum teil sogar so lebendig mittelalterlich, daß man meinen könnte, die zeit sei stehengeblieben. es ist schön und eng gleichzeitig.
die nächste bekannte stadt, die wir erreichen werden, ist conques. falls jemand nachsehen will. dort gibt es eine wahnsinnig berühmte romanische abtei, die als kulturgut erster güte in den wanderführern gefeiert wird. von dort aus nach figeac. wann wir dort ankommen? mal sehen, ich werd es schreiben!und wie sieht es inzwischen in deutschland aus? im norden, im süden, im westen, im osten? in der stadt und auf dem lande? liegt in brilon noch schnee? blühen in norddeutschland schon die osterglocken? kann man im rheinland schon im t-shirt raus? sind an der waldau schon viele neue bäume gepflanzt? ich freu mich, wenn ihrs mir schreibt.

herzliche grüße
judith

exkurs: fairtrade oder faire trade

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faire heißt auf französisch machen. trade ist derenglische begriff für handeln. beides zusammen heißt also irgendwie so etwas wie handel machen. in frankreich bezeichnet man den fairen handel als solidarisch – solidaire oder equitable – also so was wie gleichberechtigt.

in deutschland gibt es den begriff des fairtrade, es wird genauso ausgesprochen wie das französische faire trade, aber es bedeutet etwas ganz anderes, nämlich, daß die produkte, die aus fairem handel bezogen werden, unter menschenwürdigeren bedingungen erzeugt werden, als dies für gewöhnlich der fall ist.

vor einigen monaten habe ich – noch in deutschland – den film „schmutzige schokolade“ angeschaut. es ist eine dokumentation, die im öffentlich rechtlichen fernsehen ausgestrahlt wurde und auch noch in den mediatheken kostenlos angesehen werden kann. der film ist sehr zu empfehlen und unter folgendem link anzuschauen:

http://www.ardmediathek.de/das-erste/reportage-dokumentation/schmutzige-schokolade?documentId=8577084

in dem film wird dargestellt, daß es noch heute normal ist, daß auf den kakaoplantagen in großen teilen westafrika kinder arbeiten. diese kinder werden gekidnappt, über ein ausgeklügeltes system über die grenzen geschmuggelt und da für kleines geld als kindersklaven an die kakaobauern verkauft. natürlich ist das ganze illegal, aber es wird bislang nicht wirklich geahndet.

das thema ist den großen schokoladenproduzenten (nestlé, lindt, etc.) wohl bekannt und schon vor vielen jahren haben alle miteinander ein papier unterzeichnet, in dem sie zusagen, daß bis 2010 alle schokolade kinderarbeits- und sklavenfrei produziert werden soll.

ich habe nachgehakt bei der firma lindt, weil ich so gerne lindt schokolade esse und mir einfach nicht vorstellen möchte, daß für meinen genuss irgendwo auf der welt ein mensch sein kind verliert, ein kind seine kindheit verliert, ein mensch so ausgebeutet wird.

verurteilen allein nutzt nämlich leider überhaupt nichts.

(man beachte: die firma lindt ist nicht die einzige. betroffen ist fast die gesamte schokoladenbranche mit allen kakaoprodukten, die bisher nicht zertifiziert sind. also leider auch smarties (nestlé) und m&m, kakao, hagelslag, etc.)

die antwort ist erschreckend und ich möchte sie daher hier im blog veröffentlichen, auch wenn das nicht direkt etwas mit wanderleben zu tun hat.

sehr geehrte frau keller!
vielen dank für ihr mail. leider haben sie meine fragen nicht wirklich beantwortet. 1. wie genau finden die kontrollen statt? wie oft und mit oder ohne ankündigung?
2. wieso wollen sie kein fair-trade-label übernehmen? das wäre doch für alle das einfachste und transparenteste? sie könnten sich ja zusätzlich um eigene standards bemühen, die noch darüber hinausgehen. auch ich verurteile jegliche kinderarbeit aufs schärfste und möchte alles in meiner macht stehende unternehmen, um produkte, die mithilfe von kinderarbeit oder anderer ausbeutung hergestellt werden, nicht mehr zu konsumieren. leider sind die menschen heute so wenig aufgeklärt darüber, wie die arbeitsverhältnisse in anderen ländern sind. und solange ihre eigene gesundheit nicht gefährdet ist, kümmert sie das meist auch wenig.

was wäre zum beispiel, wenn die milch in der schokolade irgendwie kontaminiert wäre? sofort würden die menschen auf die barrikaden gehen und die schokoladenhersteller wären zur sofortigen umstellung ihrer produktion gezwungen. ansonsten würden sie gefahr laufen, daß niemand mehr ihre schokolade kauft. nun. die bäuerlichen mitarbeiter auf irgendeiner farm im fernen afrika, deren sprache und kultur einem so fremd sind, sind einfach weit weg und unpersönlich.

mich jedoch schockt der zustand sehr. ich habe leider kein verständis dafür, daß man die umstände nicht ändern kann, offensichtlich noch nicht einmal in einem zeitraum von rund 15 jahren. ich bin der meinung, daß die schokoladeproduzenten das doch könnten. wenn sie menschlichkeit vor gewinn stellen würden. das würde ich mir auch von einer firma wie lindt wünschen. einer firma, die für mich bislang für einen hochkultivierten – und für mich ist hochkultiviert irgendwo auch verbunden mit einer humanitären selbstverpflichtung – anspruch verbunden war.

sie werden sicherlich verständnis dafür haben, daß ich und meine familie solange auf ihre – leider zu köstlichen – produkte verzichten möchten, bis soziale und menschenwürdige mindeststandards verläßlich eingeführt sind.

herzliche grüße
judith kaiser

Am 26.02.2013 10:20, schrieb Keller, Nina:

Sehr geehrte Frau Kaiser

 

Besten Dank für Ihre erneute Zuschrift. Zu Ihren Fragen:

 

Wie gesagt verurteilen wir jegliche missbräuchliche Kinderarbeit auf’s Schärfste und unternehmen alles in unserer Macht stehende, diese bei der Beschaffung unserer Rohstoffe auszuschliessen.

 

Die Überprüfungen werden entweder durch firmeninterne Reisedelegationen, unsere Partner vor Ort oder externe Auditoren in regelmässigen Abständen stichprobenartig durchgeführt.

 

Das Zeitfenster bis 2020 ist der Komplexität des Themas angepasst. Sie werden sicherlich Verständnis dafür haben, das man die Umstände vor Ort nicht von heute auf morgen ändern kann, sondern es ein langwieriger und nicht immer ganz einfacher Prozess ist.

 

Die Extra-Prämie wird zielgerichtet über eine unabhängige Stiftung für soziale Projekte eingesetzt. Die Fortschritte werden dokumentiert und sind über den folgenden Link einsehbar

http://sourcetrust.org/supporters/lindt/completed/index.html

 

Wir wollen kein existierendes Fair-Trade Label übernehmen, sondern uns selber für eine nachhaltige Beschaffung unserer Rohstoffe mittels der genannten Projekte einsetzen und dafür die Verantwortung übernehmen.

 

Freundliche Grüsse

Nina Keller

 

 

Lindt & Sprüngli (International) AG | Corporate Communications

Nina Keller, phone +41 44 716 2457, nkeller@lindt.com

Seestrasse 204 | CH-8802 Kilchberg | www.lindt.com

 

P think before you print

 

From: Judith Kaiser [mailto:judith.kaiser@zweiplus-architekten.com]
Sent: Montag, 25. Februar 2013 16:29
To: Keller, Nina
Subject: Re: L&S Dtl.//Kakaobeschaffung//Judith Kaiser//5151644

 

sehr geehrte frau keller!
vielen dank für ihr mail und die beantwortung meiner fragen. es haben sich weitere fragen ergeben, um deren beantwortung ich bitte:

daß sie genau wissen, von welchen bauern die kakaobohnen angebaut werden, die von lindt&sprüngli verarbeitet werden, ist eine riesenchance, die produktionsbedingungen konkret und konsequent zu überprüfen. ich wüßte gern konkret, wie die von ihnen beschriebenen kontrollen stattfinden: wie oft? werden die kontrollbesuche angekündigt?

vor dem hintergrund dieser optimalen bedingungen verstehe ich es kaum, wieso es weitere jahre dauern muß, bis die kette komplett kontrolliert wurde, – zusätzlich ist das ja noch nicht einmal eine garantie dafür, daß ab 2020 – also in sieben (7!) jahren, die schokolade kinderarbeitsfrei hergestellt wird.

die zusammenarbeit mit sozialen projekten vor ort und die zahlung der prämie (sodaß die schokolade zu einem höheren preis als normalerweise abgenommen wird), führt nicht zwangsläufig dazu, daß nur noch erwachsene und freiwillige die arbeit tun, man könnte auch (bei nicht ernstzunehmenden kontrollen) einfach unterstellen, daß die bauern so einfach eine höhere gewinnspanne einfahren. wie wird dafür gesorgt, daß dies nicht geschieht?

und zu guter letzt die frage: wieso werden die plantagen nicht fair-trade-zertifiziert? dann wäre das thema kinderarbeit und ausbeutung kein problematisches thema mehr.

außerdem würde ein solcher schritt – bei dem image und dem ansehen, das die firma lindt-sprüngli in europa und vielleicht auf der ganzen erde hat, – ein echtes bekenntnis zu mehr menschlichkeit und miteinander sein, an dem sich manche andere firma sicherlich messen müßte und wollte.

herzliche grüße
judith kaiser

Am 12.02.2013 10:28, schrieb Keller, Nina:

Sehr geehrte Frau Kaiser

 

Vielen Dank für Ihre Anfrage zur Kakaobeschaffung, die an den Hauptsitz von Lindt & Sprüngli in die Schweiz weitergeleitet wurde. Die nachhaltige Beschaffung von Rohstoffen ist für die gesamte Lindt & Sprüngli Gruppe ein wichtiges Thema und seit der letzten Stellungnahme, die wir Ihnen Anfangs Oktober 2011 geschickt haben,
haben wir uns öffentlich und transparent für weitere konkrete Schritte verpflichtet.

 

Gerne geben wir Ihnen nachfolgend detailliertere Informationen zur Nachhaltigkeit der Kakaolieferkette von Lindt:

 

Kontinuierliches Engagement

Lindt verurteilt Kinderarbeit aufs Schärfste. Wir setzen uns dafür ein, dass Kinderarbeit in der Kakaoproduktion keinen Platz mehr hat. In den Ländern, in denen wir unseren Kakao beziehen, gehen wir bereits seit vielen Jahren gegen Menschenhandel, Zwangsarbeit und ausbeuterische Kinderarbeit vor. In Westafrika beispielsweise beziehen wir ausschliesslich Kakaobohnen aus Ghana. Dort haben wir ein spezielles Programm zur Gewährleistung der vollständigen Transparenz unserer Lieferkette eingeführt. Wir wissen also genau, mit welchen Bauern wir zusammenarbeiten und kennen die Gemeinden, in denen sie leben und arbeiten.

 

Für den in Ghana eingekauften Kakao zahlen wir eine Prämie. Diese hilft „Source Trust“, einer gemeinnützigen Partnerorganisation von Lindt, soziale Projekte zu finanzieren, um die Lebensbedingungen der Kakaobauern und der Gemeinden, in welchen sie leben, zu verbessern.

 

Dass wir uns aktiv um die Transparenz unserer Lieferketten bemüht haben, hat uns weitere Möglichkeiten eröffnet: Wir können nun einzelne Farmen überprüfen, um gegen Menschenhandel und andere problematische Arbeitsverhältnisse vorzugehen.

 

Unabhängige Überprüfungen

Um die Rückverfolgbarkeit unserer Rohstoffe weiter zu verbessern, wird Lindt seine Kakaolieferanten ab 2012 von unabhängigen Organisationen überprüfen lassen. Diese anerkannten externen Prüfer sollen vor allem auch auf Probleme im Zusammenhang mit Menschenhandel, Zwangsarbeit und ausbeuterischer Kinderarbeit achten. Bis zum Jahr 2020 sollen die unabhängigen Überprüfungen in der gesamten Kakaolieferkette von Lindt eingeführt sein.

 

Zwischen 2012 und 2016 wollen wir vor allem unser derzeitiges Lieferantennetzwerk in Ghana überprüfen lassen. Gleichzeitig werden wir die Rückverfolgbarkeit der von Lindt in der Karibik und in Südamerika (vor allem in Ecuador) eingekauften Kakaobohnen Schritt für Schritt ausbauen.

 

Um diese unabhängige Überprüfung und vollständige Transparenz gewährleisten zu können, wird Lindt mit verschiedenen Organisationen zusammenarbeiten, unter anderem mit Certification Capacity Enhancement, UTZ Certified, Source Trust, World Cocoa Foundation und African Cocoa Initiative.

 

Transparenz und Berichterstattung

Lindt weiss, dass die Anstrengungen unserer Unternehmensgruppe nur dann als verbindlich und glaubwürdig anerkannt werden, wenn die Öffentlichkeit über die einzelnen Massnahmen und Entwicklungen informiert wird. Daher verpflichten wir uns zu einer jährlichen Veröffentlichung der Fortschritte unserer Initiativen, unter anderem auf der Website und im Geschäftsbericht von Lindt & Sprüngli. Unsere Berichte werden von einer unabhängigen Instanz überprüft.

 

Nachhaltigkeit der Lieferkette

Lindt ist überzeugt, dass die Mitbestimmung der Bauern eine wesentliche Voraussetzung für die Verbesserung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen, für den Schutz der Umwelt und für die Abschaffung von Menschenhandel, Zwangsarbeit und ausbeuterischer Kinderarbeit ist. Wir glauben, dass wir den Bauern und ihren Gemeinden unmittelbar helfen können, indem wir die Rückverfolgbarkeit unserer Beschaffungswege weiter in den Mittelpunkt stellen. Mit der Einführung von unabhängigen Überprüfungen durch externe Organisationen unterstreichen wir unser erklärtes Engagement, künftig noch intensiver und mit konkreten Massnahmen gegen Kinderarbeit innerhalb der Beschaffungskette vorzugehen, um messbare Ergebnisse zu erzielen.

 

Wir hoffen, mit diesen Informationen zu unserem Bestreben und unserem Einsatz für eine nachhaltige, langfristige Unterstützung der Kakaobauern Ihre Fragen beantwortet zu haben.

 

Weitere Informationen: http://www.lindt.com/int/swf/eng/company/social-responsibility/ und auf www.sourcetrust.org

 

Freundliche Grüsse

Nina Keller

 

 

Lindt & Sprüngli (International) AG | Corporate Communications

Nina Keller, phone +41 44 716 2457, nkeller@lindt.com

Seestrasse 204 | CH-8802 Kilchberg | www.lindt.com

Webcontact
Reason: Frage oder Anmerkung
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Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe vor einigen Wochen den Film „schmutzige Schokolade“ gesehen und war entsetzt. Auf Nachfrage wurde mir von der Firma Lindt mitgeteilt, daß auch Sie nicht garantieren können, daß die Kakaoproduzenten, deren Produkte sie weiterverarbeiten, ohne Kinderarbeit hergestellt werden. Dies wurde damit begründet, daß es bislang keine fairtrade-zertifizierten Kakaoplantagen gibt, die dem hohen Qualitätsanspruch der Firma Lindt genügt.
Ich habe daraufhin achgefragt bei der Firma GEPA, diese teilten mir mit, daß es im Grunde an der Firma Lindt liegt, die Plantagen zertifizieren zu lassen, die als Lieferanten in Frage kommen.
Ich bitte Sie diesbezüglich um Stellungnahme. Ich und viele Menschen, die ich kenne, würden so gern fair gehandelte, köstliche Lindt-Schokolade essen!

Herzlicher Gruß
Judith Kaiser
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* Title: Mrs.
* First/Lastname: Judith Kaiser
* Street / No.: Eibenweg 4
* City: Königswinter
* Post Code: 53639
* Country: DEDE
* Email: judith.kaiser@zweiplus-architekten.com
* Tel.No.:
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meistgestellte frage

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wie ist das wetter?

das wetter ist gut zum wandern, es ist allermeist trocken, selten gab es mal vereinzelt sprühnebelschauer oder ähnliche nieselerscheinungen. nachts ist es bisweilen ganz schön kalt – heute nacht hatten wir 1,5 grad. aber es klappt ganz gut in unserem zelt, die jungs haben heute morgen etwas gefroren, waren aber auch nicht optimal eingepackt.

by the way eine frage, die uns hier beschäftigt: was ist eigentlich normales wetter? das hat mich jolanda letztens gefragt und ich war ganz platt, denn ich wußte spontan viele und keine antwort. was würdet ihr dazu sagen?

nicolai hat noch eine frage dazuerfunden, nämlich: was ist eigentlich das beste wetter? auch sehr spannend. er fand in dem moment, 15 grad MINUS, sonnenschein und blauer himmel, windstille und 50 cm schnee am besten. mir war das zwar irgendwie bekannt, das das schön ist, aber am besten? (mir wär grad am liebsten noch ein warmer kamin mit heißer schokolade, aber das ist ja kein wetter…)